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Sonnenbarke oder Todesschiff?

Die Wallace Collection, London verwahrt dieses Bild von Delaroche und beschreibt den Inhalt als eine Fahrt Richelieus auf der Rhone zur Hinrichtung zweier adeliger Verschwörer namens Cinq-Mars und Madame de Thou. Gemalt worden sei diese Szene 1829. Die Hinrichtung habe 1642 stattgefunden.
Cinq-Mars? Ein eigentümlicher Name. Fünf-Mars. Das erinnert daran, daß beim Kodieren der Planeten in der Astro-Uhr die Fünf an Mars ging. Und Madame de Thou? Madame de tout? Auch seltsam.
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Richelieu bei Lyon, Delaroche, 1642
Das Bild zeigt, was schon Heinrich Heine in seinem Text über französische Maler schrieb. Delaroche stelle den Kardinal Richelieu vor, "der sterbekrank von Tarascon die Rhone hinauffährt und selbst in einem Kahne, der hinter seinem eigenen Kahne befestigt ist, den Cinq-Mars und den de Thou nach Lyon führt, um sie dort köpfen zu lassen". Den de Thou? Nicht eine Madame?
An anderer Stelle ändert Heine allerdings die Fahrtrichtung und sieht, wie der sterbende Richelieu mit seinen "beiden Schlachtopfern, den zum Tode verurteilten Rittern Saint-Mars und
de Thou, in einem Boote die Rhone hinabfährt".
Wohin nun? Flußauf- oder -abwärts?
Das Rätseln geht bei Betrachten des Bildes weiter: die Rhone fließt von rechts nach links. Die beiden Barken aber gleiten von links nach rechts, stromaufwärts, mit schäumender Bugwelle vor der Hauptbarke. Also mit mächtigem Schub. Stromauf. Bewirkt allein mit der Stakstange des jungen Mannes im Bug der Hauptbarke. Das geht doch garnicht! Da wird mächtig übertrieben! Aber warum? Die Antwort fällt leicht: Delaroche will den Blick auf den Bug der Hauptbarke lenken.
Dort verwundert nicht nur der Herkules mit seiner Stakstange. Auch die Figur direkt im Bug gibt
Rätsel auf. Sie drückt die Barke weg von einem Poller. Der Herkules aber stemmt sie genau dorthin. Gegen den Strom. Was stellt Delaroche hier eigentlich dar - eine Fahrt zur Hinrichtung oder ganz was anderes?
Vielleicht gibt die Astro-Uhr Antwort. Delaroche bietet für ihre Plazierung mindestens sechs Stellen an. Eine davon ist der Knauf über dem Kardinal und seinem großen weißen Kissen.
Also sei dort die Astro-Uhr für das Gemäldeherstelljahr 1829 aufgelegt. Siehe unten.
Richelieu, Barke, Astro-Uhr 1829
Astro-Uhr des Jahres 1829: Zu erwarten ist, daß die geschleppte Barke mit Cinq-Mars und de Thou von der Astro-Uhr irgendwie mit erfaßt wird. Das geschieht allerdings nicht. Die Zweitbarke wird von der Astro-Uhr ignoriert. Das liegt gewiß daran, daß die Astro-Uhr unmittelbar über der Hauptfigur plaziert ist. Setzt man sie zum Beispiel ganz links auf den rechten Winkel des Ruders der Zweitbarke, dann bezieht schon Jupiter die Insassen ins Geschehen und seine Deutung. Allerdings hat Jupiter nichts mit Verrätern zu tun. Für die ist eher Saturn zuständig. Der aber weist dann nach links - raus aus dem Bild.
Ist die Zweitbarke doch nur Nebensache? So wie die drei Poller unter ihr? Und wie das Geschehen im Bug der Hauptbarke? Oder sind das Orte im Gemälde, die ergänzende Informationen zu den im Zentrum zu gewinnenden Erkenntnissen liefern?
Zurück zum Kardinal!
Jupiter
zeigt auf eine Figur, die Delaroche ganz in
 den Vordergrund schiebt, auf die Bordwand der Hauptbarke. Luna und Venus wiederum weisen - fast - auf den Kardinal. Sie deuten vor seinen Schoß. Das heißt: Dort ist eine Frau, die (Luna, Uranus) einst lebte - also ein Leichnam.
Diese Information verändert die Deutung des Bildes vollkommen. Mal sehen, was die Astro-Uhr des Jahres 1642 aus dem Bild macht.
Siehe unten.
Richelieu, Barke, Astro-Uhr 1642
Astro-Uhr des Jahres 1642: Die Aussage über den vor dem Kardinal liegenden Leichnam wird von Venus und Uranus bestätigt. Allerdings auch hier kein Hinweis auf die Zweitbarke.
Wer die Aussage über den Leichnam direkt am Bild überprüfen will, muß das Original in Augenschein nehmen. Im Internet findet man nichts wirklich Zufriedenstellendes. Im Gegenteil. Die Auflösung der ins Netz gestellten Aufnahmen ist zu gering, um Details für die Untersuchung zu nutzen. Das gilt vor allem auch für die Inschrift am Bug der Hauptbarke. Laut Wallace Collection lautet sie: SAINCTE MARIE / DE TARASCON / 1642 . NO.342 - das muß man so hinnehmen. Vor allem, was die Angabe NO.342 betrifft.
Die wird kaum eine Numerierung darstellen. Die Staatsbarke des Kardinals mit Nummer! NO könnte eher ein Hinweis auf Geometrie-Koordinaten sein und für Nord sowie Ouest stehen, also West. Deutet man also NO.342 als 34:00N, 02:00W und fragt, wo das ist, dann gerät man ins marokkanische Hochland nach Ain Beni Mathar, dessen Schafe Kenner wegen der guten Wolle sowie wegen des guten Fleisches schätzen. Ob Delaroche diese Lamm-Eigenschaften für irgendeinen Hinweis nutzen wollte, ob NO.342 ganz etwas anderes bedeutet oder ob die Angabe der Wallace Collection überhaupt zutrifft - wer weiß das schon? Also zurück zum Überprüfbaren. Offiziell heißt es, das Bild stelle Richelieu in seiner Barke 1642 auf der Rhone dar, in Begleitung der zum Tode Verurteilten Cinq-Mars und de Thou (die Wallace Collection macht aus de Thou eine Madame de Thou). Die Astro-Uhren der Jahre 1829 und 1642 bestätigen das nicht, sondern weisen auf einen vor dem Schoß von Richelieu liegenden weiblichen Leichnam. Wer ist das?
Die Geschichtsbücher berichten über das jähe Ende Machthungriger im Frankreich des 17. Jahrhunderts nicht nur von Cinq-Mars und de Thou. Auch 1617 starb man prominent und plötzlich.
Die Astro-Uhr für 1617 wird eventuell angeben, ob dort weiterzuforschen ist. Siehe unten.
Richelieu, Barke, 1617
Astro-Uhr des Jahres 1617: Die Identität des weiblichen Leichnams gewinnt mit einem wichtigen Detail mehr Profil. Es handelt sich um eine Angehörige der Herrscherfamilie (Neptun, Lilith).
Und die Geschichtsbücher helfen jetzt das Profil zusätzlich zu schärfen. Dort heißt es nämlich,
1617 habe der junge Thronfolger Ludwig XIII. die Macht übernommen, nachdem Marschall d'Ancre, der mächtigste Mann Frankreichs, sowie seine Frau, Madame Maréchale d'Ancre,
verhaftet und getötet worden seien. Madame sei der Hexerei, jüdischer Religionsausübung angeklagt, der göttlichen sowie menschlichen Majestätsbeleidigung für schuldig befunden und verurteilt worden zum Tod durch Abschlagen des Kopfes und durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen.
Da ist sie wieder, die Inhaberin des Anch. Diesmal von den übermütigen Chronisten gleich direkt d'Ancre benannt. Sie ist die vor Richelieu liegende Leiche.
Und da ist auch die Fahrt der Sonnen- oder Todesbarke, mit der glückliche sowie glücklose Angehörige des Pharaonengeschlechts ins Jenseits gleiten. Diesmal dargestellt von Delaroche für Mariamme und ihre Familie. Mit der Nennung der Stadt Tarascon in der Buginschrift zeigt der Maler - das allerdings ist Vermutung - an, wohin die Reise zunächst geht, bevor man zum endgültigen Ziel aufbricht. Siehe unten.
Montmajour, Nekropole
Montmajour, die Nekropole    
Montmajour, Lagekarte, Außenansicht
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