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Das Bild zeigt, was schon Heinrich
Heine in seinem Text über französische Maler schrieb.
Delaroche stelle den Kardinal Richelieu vor, "der sterbekrank von
Tarascon die Rhone hinauffährt und selbst in einem Kahne, der
hinter seinem eigenen Kahne befestigt ist, den Cinq-Mars und den
de Thou nach Lyon führt, um sie dort köpfen zu lassen".
Den de Thou? Nicht eine Madame?
An anderer Stelle ändert Heine allerdings die
Fahrtrichtung und sieht, wie der sterbende Richelieu mit seinen
"beiden Schlachtopfern, den zum Tode verurteilten Rittern
Saint-Mars und de Thou, in einem
Boote die Rhone hinabfährt". |
Wohin nun? Flußauf- oder
-abwärts?
Das Rätseln geht bei Betrachten des
Bildes weiter: die Rhone fließt von rechts nach links. Die beiden
Barken aber gleiten von links nach rechts, stromaufwärts,
mit schäumender Bugwelle vor der Hauptbarke. Also
mit mächtigem Schub. Stromauf. Bewirkt allein mit der Stakstange
des jungen Mannes im Bug der Hauptbarke. Das geht doch garnicht!
Da wird mächtig übertrieben! Aber warum? Die Antwort fällt leicht:
Delaroche will den Blick auf den Bug der Hauptbarke
lenken. Dort verwundert nicht nur der Herkules mit seiner
Stakstange. Auch die Figur direkt im Bug gibt |
Rätsel
auf. Sie drückt die Barke weg von einem Poller. Der
Herkules aber stemmt sie genau dorthin. Gegen den Strom.
Was stellt Delaroche hier eigentlich dar - eine Fahrt zur
Hinrichtung oder ganz was anderes?
Vielleicht gibt
die Astro-Uhr Antwort. Delaroche bietet für ihre Plazierung
mindestens sechs Stellen an. Eine davon ist der Knauf über dem
Kardinal und seinem großen weißen Kissen. Also sei dort die
Astro-Uhr für das Gemäldeherstelljahr 1829
aufgelegt. Siehe unten. |
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Astro-Uhr
des Jahres 1829: Zu erwarten ist, daß die geschleppte Barke mit
Cinq-Mars und de Thou von der Astro-Uhr irgendwie mit erfaßt wird.
Das geschieht allerdings nicht. Die Zweitbarke wird von der
Astro-Uhr ignoriert. Das liegt gewiß daran, daß die Astro-Uhr
unmittelbar über der Hauptfigur plaziert ist. Setzt man sie zum
Beispiel ganz links auf den rechten Winkel des Ruders der
Zweitbarke, dann bezieht schon Jupiter die Insassen ins Geschehen
und seine Deutung. |
Allerdings hat Jupiter nichts mit Verrätern
zu tun. Für die ist eher Saturn zuständig. Der aber weist dann
nach links - raus aus dem Bild.
Ist die Zweitbarke doch nur
Nebensache? So wie die drei Poller unter ihr? Und wie das
Geschehen im Bug der Hauptbarke? Oder sind das Orte im Gemälde,
die ergänzende Informationen zu den im Zentrum zu gewinnenden
Erkenntnissen liefern?
Zurück zum Kardinal!
Jupiter zeigt auf
eine Figur, die Delaroche ganz in |
den Vordergrund schiebt, auf die Bordwand der Hauptbarke.
Luna und
Venus wiederum weisen - fast -
auf den Kardinal. Sie deuten vor seinen Schoß. Das heißt:
Dort ist
eine Frau, die (Luna,
Uranus) einst lebte - also ein
Leichnam.
Diese Information verändert die Deutung des Bildes vollkommen. Mal
sehen, was die Astro-Uhr des Jahres 1642 aus dem Bild macht.
Siehe unten. |
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Astro-Uhr
des Jahres 1642:
Die Aussage über den vor
dem Kardinal liegenden Leichnam wird von Venus und Uranus
bestätigt. Allerdings auch hier kein Hinweis auf die
Zweitbarke. Wer die Aussage über den Leichnam direkt am Bild
überprüfen will, muß das Original in Augenschein nehmen. Im
Internet findet man nichts wirklich Zufriedenstellendes. Im
Gegenteil. Die Auflösung der ins Netz gestellten Aufnahmen ist zu
gering, um Details für die Untersuchung zu nutzen. Das gilt vor
allem auch für die Inschrift am Bug der Hauptbarke. Laut Wallace
Collection lautet sie: SAINCTE MARIE / DE TARASCON / 1642
. NO.342 - das muß man so hinnehmen. Vor allem, was die
Angabe NO.342 betrifft. |
Die wird kaum eine
Numerierung darstellen. Die Staatsbarke des Kardinals mit Nummer!
NO könnte eher ein Hinweis auf Geometrie-Koordinaten sein und für
Nord sowie Ouest stehen, also West. Deutet man also NO.342 als
34:00N, 02:00W und fragt, wo das ist, dann gerät
man ins marokkanische Hochland nach Ain Beni Mathar,
dessen Schafe Kenner wegen der guten Wolle sowie wegen des guten
Fleisches schätzen. Ob Delaroche diese Lamm-Eigenschaften
für irgendeinen Hinweis nutzen wollte, ob NO.342 ganz etwas
anderes bedeutet oder ob die Angabe der Wallace Collection
überhaupt zutrifft - wer weiß das schon? Also zurück zum
Überprüfbaren. |
Offiziell heißt es, das
Bild stelle Richelieu in seiner Barke 1642 auf der Rhone dar, in
Begleitung der zum Tode Verurteilten Cinq-Mars und de Thou (die
Wallace Collection macht aus de Thou eine Madame de Thou). Die
Astro-Uhren der Jahre 1829 und 1642 bestätigen das nicht, sondern
weisen auf einen vor dem Schoß von Richelieu liegenden
weiblichen Leichnam. Wer ist das? Die Geschichtsbücher
berichten über das jähe Ende Machthungriger im Frankreich des 17.
Jahrhunderts nicht nur von Cinq-Mars und de Thou. Auch 1617 starb
man prominent und plötzlich. Die Astro-Uhr für 1617
wird eventuell angeben, ob dort weiterzuforschen ist.
Siehe unten. |
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Astro-Uhr
des Jahres 1617:
Die Identität des weiblichen Leichnams gewinnt mit einem wichtigen
Detail mehr Profil. Es handelt sich um eine
Angehörige der Herrscherfamilie (Neptun,
Lilith). Und die Geschichtsbücher helfen jetzt das Profil
zusätzlich zu schärfen. Dort heißt es nämlich,
1617 habe der junge Thronfolger Ludwig XIII. die
Macht übernommen, nachdem Marschall d'Ancre,
der mächtigste Mann Frankreichs, sowie seine Frau,
Madame Maréchale d'Ancre,
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verhaftet und getötet worden seien. Madame sei der Hexerei,
jüdischer Religionsausübung angeklagt, der göttlichen sowie
menschlichen Majestätsbeleidigung für schuldig befunden und
verurteilt worden zum Tod durch Abschlagen des Kopfes und durch
Verbrennen auf dem Scheiterhaufen.
Da ist sie wieder, die Inhaberin des Anch.
Diesmal von den übermütigen Chronisten gleich direkt d'Ancre benannt. Sie ist die vor Richelieu liegende Leiche. |
Und da ist auch die Fahrt der Sonnen- oder
Todesbarke, mit der
glückliche sowie glücklose Angehörige des Pharaonengeschlechts ins
Jenseits gleiten. Diesmal
dargestellt von Delaroche für Mariamme und ihre Familie.
Mit der Nennung der Stadt
Tarascon in der Buginschrift
zeigt der Maler - das allerdings ist Vermutung - an, wohin die
Reise zunächst geht, bevor man zum endgültigen Ziel aufbricht.
Siehe unten. |
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Montmajour, die Nekropole |
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Mehr über Montmajour |
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